„Social Loafing“ heißt das Phänomen, wenn Menschen in einem Arbeitsteam ihre Anstrengung reduzieren und sich auf das Engagement ihrer Kollegen verlassen. Ein Forscherteam der Technischen Universität Berlin ist im Rahmen einer Studie zu überraschenden Erkenntnissen gekommen.
„Soziales Faulenzen“ kommt bei der Arbeit häufiger vor. Kollegen lassen andere arbeiten, während sie sich selbst zurücklehnen und hinter der Leistung ihrer Teammitglieder verstecken. Dass dieses Phänomen die menschliche Interaktion betrifft, ist bekannt. Doch trifft das auch auf gemischte Mensch-Roboter-Teams zu?
Um herauszufinden, welchen Einfluss Roboter auf die Arbeitsmoral von Menschen haben, teilten die Berliner Forschenden 42 Studierende in zwei Gruppen ein. Beide mussten elektronische Bauteile auf Qualitätsmängel inspizieren. Die Leiterplatten waren dabei auf einem Bildschirm als Ganzes nur verschwommen zu sehen. Erst wenn die Versuchspersonen mit der Maus über bestimmte Bereiche fuhren, waren diese scharf zu erkennen. Damit war es den Forschern möglich zu beurteilen, ob und wie die Teilnehmenden die Leiterplatten inspizierten.
Während die eine Gruppe selbstständig auf Fehlersuche ging, bekam die andere Unterstützung von einem Roboter, der speziell für die enge Zusammenarbeit mit Menschen konzipiert ist. Der Roboter fotografierte und untersuchte die Leiterplatten mit hörbaren Geräuschen hinter einer Trennwand. Danach sahen die Teilnehmenden die Bildaufnahmen inklusive der gefundenen Fehlermarkierungen auf einem Bildschirm. Der Roboter fand fast alle Fehler; nur im letzten Viertel des Versuchs erkannte er fünf Mängel nicht.
Nach dem Experiment, das 90 Minuten dauerte, stuften beide Gruppen ihr eigenes Engagement und ihre Verantwortung bei der Arbeit als hoch und gut ein. Als die Wissenschaftler jedoch die Fehlerquoten genauer unter die Lupe nahmen, stellten sie fest: Die Versuchspersonen, die mit dem Roboter im Team waren und gesehen hatten, dass dieser viele Fehler erfolgreich markiert hatte, entdeckten die später auftretenden, verpassten Fehler seltener als die Vergleichsgruppe. Sie gingen offenbar davon aus, dass Kollege Roboter keine Fehler übersehen hatte und schalteten bei der eigenen Anstrengung einen Gang zurück.
Das Fazit: Wenn Menschen und Roboter die gleichen Aufgaben erledigten, könne dies also zu Motivationsverlusten beim menschlichen Teampartner führen. Für Produktionsbetriebe und alle Arbeitssituationen, wo aus Sicherheitsgründen doppelte Kontrollen durch Maschinen und Menschen stattfänden, sei das keine gute Nachricht.